Die Maria-Magdalenen-Kirche bildet den Mittelpunkt der Stadt Bad Bramstedt. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen, diente sie in kriegerischen Zeiten als Fluchtburg. Der Bau des längsrechteckigen, flachgedeckten Backsteinsaales mit geradem Chorschluß reicht mit seinen schweren Granitsteinfundamenten in das 14. Jahrhundert zurück.
Häufige Umbauten und Erweiterungen während der einzelnen Jahrhunderte lassen die ursprüngliche Architektur jedoch nicht mehr erkennen. So wurde im Jahre 1513 der gesamte Dachstuhl vollständig erneuert. Im Zusammenhang mit dem Neubau des quadratischen Westturmes 1635/36 erweiterte man das Kirchenschiff nördlich und südlich zu beiden Seiten des Turmes in der Form eines durchgezogenen Seitenschiffes mit zwei schmalen Rundbogenfenstern. Um die bestehende, ursprünglich reine Holzständerkonstruktion des Turmes, wovon die Zapflöcher der Holzteile und die Kopfbänder noch Zeugnis geben, wurde der Steinturm hochgezogen. Die gesamte Last des Turmes ruht seitdem im Innern neben dem Mauerwerk auf zwei kräftigen achteckigen Holzpfeilern. 1647 beschädigte ein Blitzschlag den Turm. Ein Jahr später stürzte er bei einem schweren Orkan (dieses geschah zur gleichen Zeit an der Stadtkirche zu Glückstadt) auf den mittleren Teil des Kirchenschiffes und durchschlug dabei den Dachstuhl und die Deckenbalken. Schalluken, Eisenanker und eine Uhr beleben das äußere Bild des Turmes. Das mechanische Uhrwerk, von der Fa. Weule im Jahre 1903 geschaffen, ist noch voll funktionsfähig, jedoch werden Uhrwerk und Glocken heute elektrisch / elektronisch gesteuert. Auf die Mauerkrone ist auf zunächst quadratischem Grundriß ein achteckiger Turmhelm aufgesetzt. Das von einem Dach mit roten Ziegeln geschützte Kirchengebäude hat eine Klinkerverblendung, an deren Formaten die einzelnen Bau- bzw. Restaurierungsphasen heute noch ablesbar sind. In die Seitenwände des Schiffes und in die Rückwand des Chores sind spitzbogige und in die seitlichen Anbauten des Turmes rundbogige Sprossenfenster eingelassen.
1989 wurde mit einer grundlegenden Renovierung der Kirche begonnen. Unter der Federführung des Architekten Peter Kahlke aus Kiel wurde zusammen mit dem Bauausschuß des Kirchenvorstandes ein Konzept entwickelt. Wegen der Erkrankung Kahlkes übernahm der Architekt Gunnar Seidel aus Preetz seit 1990 die weitere Baubetreuung. Alle den Kirchenbau entstellenden Einbauten der letzten großen Renovierung von 1876 wuden entfernt. Auch die Gipsdecke wurde beseitigt und die ursprüngliche Holzbalkendecke wieder freigelegt. Der Fußboden des Kirchenschiffes erhielt einen roten Plattenbelag, der nach einem speziellen Verfahren in Lüneburg gebrannt wurde. Für das Pflaster im Eingangsbereich verwendete man historische Platten, die unter mehreren Fußbodenschichten im Kirchenschiff gefunden worden waren. Mit der Freilegung der Turmkonstruktion im Jahre 1990 innerhalb des neugeschaffenen Vorraumes wurde auch die äußerlich erkennbare basilikale Gliederung des Westbaus im Kirchenschiff wieder deutlich sichtbar. Der helle Anstrich und die in bunten Farben leuchtende Inneneinrichtung geben dem Sakralraum ein stimmungsvolles Aussehen.
2016 ist im Zuge der Renovierung auch das Uhrwerk der Firma Weule wieder in Gang gesetzt worden und übernimmt die Steuerung der Uhr wieder rein mechanisch mechanisch.
Innenraum der Kirche
Der Altar in der Maria-Magdalenen-Kirche
Der hölzerne Flügel-Altar ist in seinem Aufbau in die drei Zonen: Flügelschrein, Aufsatz und Predella gegliedert.
Der alte Flügel-Schrein aus dem 14. Jahrhundert beherbergt in der oberen Reihe 16 Figuren, die um Jesus Christus als Herrscher der Welt und die himmlische Maria angeordnet sind. Die untere Reihe zeigt acht Stationen der Leidensgeschichte Jesu vom Gebet am Berg Gethsemane bis zur Grablegung Jesu Christi am Karfreitag.
Bei der Renovierung im Jahre 1625 erhielt der Schrein einen epithaphähnlichen Aufsatz. Als Stifter nennt die Inschrift "Casper Faget, AO 1625".
In Zusammenhang mit dieser Renovierung wurde auch die Predella mit der Szene des letzten Abendmahles neubemalt.
Die Empore in der Maria-Magdalenen-Kirche ist bemalt mit einer Bilderbibel, die bei der letzten Kirchenrenovierung in den Jahren 1989/90 "wiedergefunden" wurde, die Bilderbibel früherer Generationen war übermalt worden.
In mühsamer Arbeit wurden bei der Renovierung die übergestrichenen Farbschichten abgetragen, bis die ursprünglichen Bilder zum Vorschein kamen. Diese wurden dann restauriert.
Einige Bilder konnten nicht gerettet werden. Drei der frei gebliebenen Felder, zu denen die Bibelstellen vorgegeben sind, hat der Kirchenvorstand ergänzen lassen.
Kanzel in der Maria-Magdalenen-Kirche
Die an der Nordwand befindliche, hölzerne Kanzel ist wahrscheinlich um 1625 zu datieren. Allerdings kann der Ursprung auch bis 1567 zurückreichen. Vermutungen hierfür geben die bis zur Renovierung von 1879 vorhandenen Stifter-Inschriften.
Die Seiten enthalten von links nach rechts die ca. 40 cm hohen Darstellungen "Matthäus", "Lukas", "Christus", "Johannes" und ""Markus" mit Evangelistensymbolen und Beschriftungen.
Die Schnitzarbeit muß als sehr gut bezeichnet werden. Die Kanzel hat durch die Renovierungen von 1680 und 1879 starke Veränderungen erfahren, insbesondere wurde die ursprüngliche Farbfassung ertfernt.
Kreuz in der Maria-Magdalenen-Kirche
Zwischen den beiden westlichen Fenstern hängt eine ausdrucksstarke, lebensgroße, gefaßte Triumphkreuzgruppe aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Die vier Enden des Kreuzes sind als Kleeblätter ausgebildet und tragen die Evangelistensymbole.
Der leicht zur Seite geneigte Kopf und der friedvolle Gesichtsausdruck des Gekreuzigten sowie der Faltenwurf des Lendentuches tragen gotische Züge.
Die Assistenzfiguren: Maria, trauernd, und Johannes, gläubig, andächtig, unter dem Kreuz.
Bei einer umfassenden Restaurierung in den Jahren 1904-07 wurden den Figuren die ursprüngliche Farbe genommen.
Leuchter in der Maria-Magdalenen-Kirche
Die beiden barocken Kronleuchter lassen die Kirche bei festlichen Gottesdiensten im Kerzenschein erleuchten.
Der große Leuchter, die sog. "Krone des Jürgen Fuhlendorf", hängt im Mittelgang in Höhe der Kanzel. Jürgen Fuhlendorf bewahrte den seinerzeitigen Flecken Bramstedt vor der Leibeigenschaft. Der Leuchter, in Goldguß gearbeitet, trägt 20 großzügig geformte Leuchterarme sowie die Inschrift des Stifters: "SOLY DEO GLORIA + GOTT ZU EHREN DER KIRCHEN ZUR ZIERDE HAT JÜRGEN FUHLENDORF AUS BRAMBSTET VNDT SEINE FRAU ANNA GEBOHRNE HENNINGS DIESE KRONE DER KIRCHE BRAMBSTET VEREHRET + ANNO 1700".
Der Innenschmuck besteht aus trompetenden, gehelmten Meermännern und lanzentragenden Gestalten in spanische Hofkleidung des 16. Jahrhunderts. Bekrönt wird der Leuchter von einem Doppeladler.
Maria-Magdalena, die Namenspatronin unserer Kirche
Zwischen den Fenstern der Südseite steht auf einem Sockel der wertvollste Kunstschatz der Maria-Magdalenen-Kirche, eine 95 cm große, ausdrucksvolle Figur der Namenspatronin der Kirche.
Sie ist aus Lindenholz geschnitzt und das Werk eines unbekannten Meisters aus der Zeit um 1500. Der trauernde, aber doch liebliche Gesichtsausdruck sowie der Faltenwurf des Gewandes tragen spätgotische Züge.
Auch nach der Einführung der lutherischen Kirchenordnung im Jahr 1542 wurde bis 1773 das Maria-Magdalenen-Fest noch regelmäßig gefeiert. Verschiedene Anlässe führten jedoch zur Absetzung des Festes. Zu dieser Zeit wurde die Figur aus der Kirche entfernt und gelangte auf den Kirchenboden.
Bei der Wiederentdeckung wies sie starke Beschädigungen auf: beide Hände waren abgebrochen. Die linke Hand mit dem Holzgefäß wurde wiedergefunden, wohingegen die rechte Hand von dem Kieler Holzbildhauer und Restaurator Herman Hensel neu gestaltet wurde.
Anläßlich der 650-Jahrfeier erhielt die Figur im Jahr 1963 ihren heutigen Standort in der Kirche. In Zuge der Renovierung im Jahr 1990/91 legte der Lübecker Restaurator Alwin Beetz die barocke Farbgebung wieder frei, welche weitgehend der ursprünglichen Fassung entspricht.
Taufbecken in der Maria-Magdalenen-Kirche
Mittig vor dem Altar steht eine frühgotische, aus Bronze gegossene, kesselförmige Taufe aus dem 13. Jahrhundert. Das dem "Dreiträgertypus" zugeordnete, älteste Ausstattungsstück der Kirche steht in der Tradition der norddeutschen "Fünten". An der Wandung sind in flachen Reliefs ein mehrfach thronender Christus mit Buch und zum Segen erhobener rechter Hand sowie kleine Medallions mit den Evangelistensymbolen dargestellt.
Der Kessel ruht auf dem Rücken von drei Jünglingen, deren Haartracht und Kleidung junge ritterliche Knappen vermuten lassen. Sie symbolisieren gleichsam jungendliche Kraft und Schönheit, die der Täufling durch die Taufe erhält.
Zum Kessel gehören zwei unterschiedlich große, aus Messing getriebene Taufschalen aus dem 17. Jahrhundert.
Epitaph in der Maria-Magdalenen-Kirche
Unmittelbar neben der Empore hängt an der Nordwand ein Epitaph aus dem Jahre 1586. Es erinnert an die im Alter von nur 28 Wochen und drei Tagen verstorbene Christina Stedinges.
Bis etwa 1870 hatte es seinen Platz auf der Empore, wo sich früher der Stuhl der Familie Stedinges befand. Der 354 cm hohe Grabstein im Sogenannten Floris-Stil ist aus Sandstein und war wahrscheinlich früher farbig gefaßt.
Im quadratischen Feld unter einem klassischen Giebel, eingerahmt von zwei Pilastern, erscheinen die Wappen der Familie Stedinges. Der auf einer bank ruhende Körper des toten Kindes wird von Löwenkopf und Klauen bewacht. Die Schrifttafel im unteren Bereich nennt den Namen des Kindes, seine Eltern und sein Alter.
Die Kartuschenmaske reiht das kunstwerk in die Bildnerei der Renaissance des Nordens ein.
Die Orgeln in der Maria-Magdalenen-Kirche
Ein erster urkundlicher Bericht über eine Orgel in der Maria-Magdalenen-Kirche geht zurück in das Jahr 1573. Im Jahre 1667 benötigte man eine neue Orgel, weil das alte Instrument von durchziehenden Kriegern schwer beschädigt wurde. Es war allerdings eine gebrauchte Orgel, ein Positiv mit sechs Stimmen, das seinen Dienst bis 1701 tat.
Die dann gebaute Orgel tat ihren Dienst fast 150 Jahre lang, bis 1845 der Orgelbauer Wohlien aus Altona eine neue Orgel baute. Sie hatte 19 Register, verteilt auf zwei Manuale. 1917 mussten die Prospektpfeiffen (aus Zinn) durch die Firma Marcussen kriegsbedingt eingezogen werden, 1925 wurden sie von der Firma Sauer / Oder neu gebaut und durch den Orgelbauer Emil Hansen (Flensburg) wieder eingebaut, ebenfalls wurde der Dulciana 8' erneuert. Seit Mitte der 1920er Jahre wurde über einen Orgelneubau verhandelt (28 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal) Doch über drei eingegangene Angebote und zahlreiche Verhandlungen ist es nie herausgegangen. So erfuhr das Werk 1936 durch die Firma Furthwengel & Hammer (Hannover) eine umfangreiche Änderung (Gambe -> Quintatön; Trompete -> Mixtur 3-4f; Dulcian -> Krummhorn, + Terzian 2f im OW und Regal 4' im Pedal)
Bedingt durch Witterungs- und Heizungseinflüsse verschlechterte sich der Zustand der Orgel zunehmend. 1970 beschloss man einen Orgelneubau. Beauftragt wurde die Kieler Orgelbaufirma Paschen. Die neue Orgel besitzt 27 Register, die zum Teil aus der alten übernommen wurden. Ebenfalls übernommen wurde das alte Gehäuse. Die Registeranlage wurde elektropneumatisch gebaut, die Spieltraktur blieb mechanisch.
2010 wurde die Orgel durch die Firma Quathamer einer Grundreinigung unterzogen. In diesem Zusammenhang wurde die alte elektropneumatische Registeranlage durch eine moderne Setzeranlage (4.000 Speicherplätze) mit Sequenzer ersetzt.